Nicht zum ersten mal fliegen wir am ersten schönen Wochenende des Juli 2007 Richtung Frankreich.
Der Zoll wird wie immer zügig in Megéve erledigt und nach weiteren 10 Minuten landen wir auf dem Altisurface von St. Roch Mayères auf 1560 Meter im hohen Gras.
Kaum ist unser Motor verstumm nähert sich eine kleine Jodel, überfliegt fast geräuschlos den Platz. Jaja der kanns! Nach der Landung entsteigt ihr unser Freund Roland Roc mit seinem Enkel, der an der Gebirgsfliegerei grüsstes Interesses zeigt.
Gemeinsam und bei viel Palaver nehmen wir das 4 gängige Mittagsmenu vor dem Hintergrund des Mont Blanc ein. Reservation ist erforderlich, aber es lohnt sich immer hier eine Rast einzuplanen.
Der weitere Weg führt uns ins Val Thorens, an dessen Eingang der Privatplatz Arpette von Henri Balas liegt. Landungen hier sind nur auf spezielle Einladung des Besitzers möglich und ein Schalldämpfer ist ein Muss. Der Vorbeiflug erfolgt daher mit Power off.
Nach Vorbeiflug an vielen Surfaces findet der nächste Zwischenhalt erst wieder auf dem Altisurface von Mens bei kräftigem Seitenwind statt. Wir befinden uns nun bereits in den Südalpen im Dauphiné. Ich krame mein Telephon heraus und versuche den nur 500 daneben liegenden Platz von Schloss Montmeilleure zu erreichen….
… Sehr erfolgreich, denn spontan erlaubt uns Irmgard Lemberger, die hier mit ihrem Ehemann Ernst ein altes baufälliges Schloss gekauft hat, die Landung. Sie lässt es sich auch nicht nehmen uns am oberen Pistenende mit dem Auto abzuholen. Der Weg zum Schloss würde ein paar Minuten dauern, denn die Piste ist sagenhafte 560 Meter lang, sodass Ernst ab und zu sogar mit seiner Malibu hier landen kann.
Die OPH muss einstweilen neben dem kleinen Unterstand warten, der Ernst’s beide andern Fliegerchen beherbergt.
Wir werden duch den romantischen Eingang des Schlosshofes geführt. Sofort werden wir von Ernst mit Getränken versorgt und dürfen anschliessend alle Räume des wundervollen Anwesens besichtigen.
Natürlich habe ich meinen Fotoapperat vergessen und so muss das Handy Notfalldienste übernehmen. Es ist wirklich ganz erstaunlich, was die Familie Lemberger hier geleistet hat. Obwohl vieles oder besser fast alles neu gemacht werden musste, sind nur alte Techniken und wo immer möglich auch alte Baumaterialien zum Einsatz gekommen.
Das Ergebnis ist ein Schmuckstück eines Schlosses, dass sicher seines Gleichen suchen muss. In drei riesigen Cottages, die in den ehemaligen Nebengebäuden untergebracht sind, können auch Gäste aufgenommen werden. Es erwartet sie ein herrlicher Garten, ein grosser Pool und eine grandniose Landschaft.
Nach dem Start bietet sich ein Blick auf das Schloss von oben und zwischen den Streben ist auch das benachbarte Altisurface von Mens auszumachen.
Unserer Ãœbernachtung findet einmal mehr in Aubenasson statt, dem privaten Segelflugplatz der Familie Chivré mit Zeltplatz und einem Bauernhof mit Ãœbernachtungsmöglichkeiten. Wie so oft bekommen wir die platzeigene Bagnole, mit der wir ins nahe Städchen Crest zum Nachtessen fahren und die wir erst am Morgen beim Frühstück auf dem Bauernhof wieder abgeben müssen.
Anderntags ein kurzer Flug zum idyllischen Tal des Altisurface von Escoulin. Man ist hier mit Vorteil in den frühen Morgenstunden unterwegs, am Nachmittag wirds brutal bockig.
Der Ãœberflug geht mit ganz wenig Gas und ohne Klappen möglichst lärmarm hinten durch. Von oben sieht es etwas steinig aus.
Der Anflug ist Routine. Als Schweizer fliege ich wie gewohnt eher tief auf Platzhöhe an.
Leider kenne ich die Geschichte zur Tafel rsp. Madame Caillet nicht. Die Spieglung aber ist lustig.
So sieht der Platz in Abflugrichtung aus. Für mich einer der landschaftlich schönstgelgenen Altisurface.
Direkt im Süden von Escoulin liegt 15 Flugminuten entfernt der relativ neue, in eine gerodete Waldschneise gebaute Privatplatz Faucon.
Zu lange sollte man hier nicht kommen, dennn am Ende des Platzes geht es fast senkrecht mehrere hundert Meter in die Tiefe. Der Ãœberflug ergibt, dass bereits ordentlich Südwind herrscht, der leider quer zur Piste steht.
Im Final etabliert, aber mit einem Aufkreuzwinkel zum Wind.
Kurz vor dem Aufsetzen. Auf den ersten 200 Meter bis zum Windsack steigt der Platz etwa 50 Meter an, ab dem Standort Windsack folgen noch weitere 200 Meter Auslauf mit etwa 15% Steigung, was nochmals 30 Meter Höhendiffernz ergibt. Also alles in allem ein ungefährlicher Platz, wenn man von unten und mit genug Dampf herein kommt.
Ein paar Meter hinter der Geländekante die Hütte des Platzbesitzers, den wir unverhoft heute noch kennenlernen werden. Oft werden hier im Schatten ganz ordentliche Feste gefeiert.
Es ist schon stotzig. Hier Ruth direkt neben dem Windsack auf der Piste.
Der Gedenkstein erinnert an 2 Airlinepiloten ohne Gebirgsausbildung, die hier nach misslungenem Anflug einen Go-arround versucht haben.
Kaum haben wir uns im Schatten niedergelassen, macht diese Robin einen Überflug um den Platz zu rekognoszieren.
Hier das Bild nach seiner «Ankunft» auf dem Platz. Von Landung darf man ja nicht sprechen, da die Trümmer nicht mehr auf der Piste liegen.
Erst auf meine ausdrückliche Aufforderung verlassen die drei das Wrack. Mir pressierts, weil ich unter dem linken Flügel ein Schwellbrändchen entdeckt habe, das aber Gott sei Dank von alleine wieder ausgeht.
Nachem wir der verunfallten Crew etwa eine Stunde mit unserem Werkzeug ausgholfen haben, geht es endlich weiter zum 10 Minuten entfernten Platz La Motte Chalancon.
Besonderheit: Die Steilkante vor der Schwelle wartet oft mit unwahrscheinlichen Aufwinden im Short Final auf. Allerdings ist die Piste mit über 500 Meter derart lange, dass auch ein schlafender Pilot da noch irgenwie zu Boden kommen dürfte.
Short Final. Alle Parameter stimmen perfekt. 65 Mph, max 200 Fuss Sinken, 1100 RPM.
Danach gehts nach einigen Telefonaten mit Flugplatzbesitzern weiter nach Serre zum Tanken. Dies ist der Flugplatz des bekannten Rekrodsegelfliegers Klaus Ohlmann. Der Empfang ist, obwohl der Platz als restricted ausgewiesen ist, ausserordentlich freundlich. Man spricht logischerweise Deutsch und die Piloten dürfen selber tanken, was mir ohnehin das liebste ist.
Ein zweiter Stopp wird im nahen Sisteron eingelegt, denn auf dem Platz an dem wir übernachten wollen, bläst ein heftiger Wind, der eine Landung unberechenbar machen würde. Sisteron ist sehr weitläufig, und noch habe ich nicht raus, ob und wie man tanken könnte. Das Plus hier ist ein direkt am Platz gelegenes Restaurant.
Bei Sommerwetter ist unser letzter Platz des Tages Clamensane am Nachmittag nicht zu empfehlen. Es gibt wegen des Talwindes der über die Kuppe streift einen starken Downdraft im Shortfinal. Wir fliegen ihn deshalb erst nach 19.00 an.
Die Landung klappt bestens und ich brauche nur den 200 Meter langen ansteigenden Teil der Piste. Danach gäbe es noch weitere 200 Meter leicht abfalenden Auslauf und sogar eine Go-around Möglichkeit.
Der Schlafplatz unserer OPH
Wir dagegen marschieren wieder einmal querfeldein hinunter zur Herberge. Nach 2 Jahren Absenz verpasse ich natürlich den Weg und wir quälen uns durch das stachlige Gestrüpp.
Volià die Herberge les 3 Fontaines. Chantal und Jean-Jacques Brulh führen diese Schmuckstück von Herberge. Das Essen ist ausgezeichnet, die Umgebung wie geschaffen, um die Seele baumeln zu lassen. Unterkunft findent man in kleinen Cabines, die etwas separiert vom Hauptgebäude liegen.
Der ehmalige Bauernhof hat für seine Gäste immer noch 4 Reitpferde bereit. Allerdings scheint dieser Kerl hier zu merken, dass ich seit einem gewaltigen Sturz in meiner Jungend, nun kein Pferdenarr mehr bin.
Während Chantal die Kochkelle schwingt, ist Jean-Jacques einem kleinen Schwätzchen nicht abgeneigt.
Bald komt es zur Fütterung der Raubtiere. Ein 4 Gängiges Menu mit allem Drum und Dran erwartet uns. Allerdings muss man sich natürlich auch hier vorher anmelden. Danach schlafen wir bei offener Tür wie die Götter. Der Bergwind der Nachts in den Wipfeln säuselt, ist wie ein Wiegenlied für uns.
Frisch gestärkt erklimmen wir am Morgen nach dem Frühstück den Hügel hinter dem Haus und kommen grad rechtzeitig um diese Supercub landen zu sehen. Es ist ein älteres Ehepaar aus Gap…. Wie alt sind eigentlich wir selber ?? 🙂
Nach dem Start noch ein letztes Foto von Clamensane, im Hintergrund die Piste, im Vordergrund die Ferme.
Nach 2 Minuten überfliegen wir den Flugplatz la Motte, an dem ausschliesslich mit Winde gestartet wird. Obacht, dass man beim Anflug auf Clamensane nicht einem solchen Windenstart in den Weg kommt!
Nachdem wir den Platz am Vortag einfach nicht gefunden haben, entdecken wir nun das Altisurface von Colombe d’Eyguians. Die GPS Koordinaten auf dem Anflugblatt der AFPM sind falsch. Wir sind also zum ersten mal hier.
Das güne dreieckige Fleckchen ganz da hinten, das ist der Platz.
Von Nahem sieht es schon eher aus, als ob man landen könne.
Den Platz gibts höchstens seit einem Jahr, aber schon hat einer hier sein Flugzeug abgeändert.
Kaum gelandet komt auch schon der Bruder des Besitzers Monsier Ferlin mit seinem Velo angeradelt. Er ist sichtlich hocherfreut, dass «sogar» ein Schweizer Flugzeug auf dem Familienareal gelandet ist. Er erzählt uns, dass das Grundstück überhaupt noch nie bearbeitet worden sei. Offensichtlich ist Landmangel nicht das Problem der Familie Ferlin, denn wir vernehmen, dass sie rundum fleissig Landwirtschaft betreibe.
Ein letzer Blick die Piste hinunter beschliesst diesen Bericht. Nicht dass es noch weiter gegangen wäre. Nein, der Film oder wie das heute heisst, der Speicher der Kamera war voll. Aber ein paar Plätze müssen ja noch unbeschrieben und unerforscht bleiben, denn dies soll nicht die letzte Reisebericht gewesen sein.
Hans Fuchs