Es ist Sommerzeit, es liegt kaum Schnee mehr auf den Gletscherlandeplätzen und so müssen die Gletscherpiloten sich zwangsläufig ein neues Betätigungsfeld suchen. Doch von den Bergen wollen sie nicht ablassen. Daher kommt eine kleine Alpwiese auf rund 2000 Meter wie gerufen, zumal man dort mit ein wenig Können und Mut sogar mit einem Flugzeug landen kann.
Der Platz liegt oberhalb von Verbier an einem hübschen kleinen Pass. Im Hintergrund ist der mächtige Viertausender des Grand Combin zu sehen. Ein tiefer Überflug gibt Auskunft über die aktuellen Pisten und Windverhältnisse.
Ein weiter Bogen bringt uns in den Endanflug zur etwa 20% steilen und 300 Meter langen Piste. Um den herrlichen Ausblick auf das Mont Blanc Massive im Hintergrund zu geniessen bleibt dem Piloten leider keine Zeit und auch die Fotografiererei muss rechtzeitig eingestellt werden. Beim zumeist herrschenden westlichen Gegenwind muss mit erheblichen Downdrafts einige hundert Meter vor der Schwelle gerechnet werden. Also sicher kein Platz für Schlafmützen.
Nach der geglückter und glücklichen Landung wird neben einem kleinen Weiher parkiert, der von tausenden von Kaulquappen bevölkert ist. Tagsüber werden die lieben Tierchen gerne von zahlreichen Kinderhänden gestreichelt, während man des Nachts beim Zelten hier oben die erwachsenen Frösche aus dem Schlafsack scheuchen muss.
Während des Sommers ein Dauergast auf dem Croix de Coeur ist der berühmte Schweizer Gletscherpilot Kobi Seeholzer. Hunderte von Gästen fliegen er und seine Tochter Diana jedes Jahr mit ihren beiden Cessnas 185 an dieses einmalige Plätzchen. Samichlaus trifft Indiana Jones.
Und mit Edi Ledergerber trifft ein weiterer unentwegter Gletscherpilot mit seiner Pink Maule HB-ETN ein. 1,2,3 sind damit die fleissigsten Gletscherpiloten wieder mal am gleichen Fleck versammelt.
Während Kobi seine Gäste nach Hause chauffiert, machen wir andern uns auf, dem wahren Gemheimnis der Alp auf die Spur zu kommen. Der Weg führt uns auf gleicher Höhe mit dem Landeplatz querfeldein nach Norden. Zielpunkt ist zunächst die bunkerartige Sesselbahnstation im Hintergrund.
Vorbei gehts an einer für einmal friedlich weidenden Herde Eringer Kampfkühe.
Nur noch ein paar Minuten weiter sind wir am Ziel unseres 20 Minütigen Fussmarsches. Einer hübschen Alphütte, die ganz nach einer Tränke für hungrige und durstige Gebirgspiloten aussieht.
Chez Simon heisst das Etablissement, das Sommer wie Winters gö¶ffnet und für das leibliche Wohl von Skifahrer, Wanderer und Piloten besorgt ist.
Umgebung und…
… Interieur sind gepflegt und reich ….
… mit Blumen geschmückt.
Klar dass in einem solchen Ambiente das Essen köstlich schmeckt. Vom Forellenfilet über Walliser Teller bis Käsefondue hat die Karte so einiges an Abwechslung zu bieten.
Während unsereins mit dem Flugzeug anreist, tun es andere mit der Gondelbahn und nehmen für den Rückweg statt des Schusters Rappen, ein Trottinet mit auf den Berg.
Nur Fliegen ist da noch schöner, nicht wahr?
Der Wirt Simon gibt sich die
Ehre, doch warum er nur Elektrosmog Simon heisst?
Ein kurzer Blick auf dem Rückmarsch zurück zur Hütte lüftete das Geheimnis…. Doch die paar Leitungen tun dem idyllischen Ort sicher keinen Abbruch, und wie man gesehen hat, gedeihen auch die Geranien bestens, Hochspannung hin oder her.
Bald kommen wieder unsere Flieger in Sicht und der von der Natur so verwöhnte und umschmeichelte Platz, auf dem sie gelandet sind. Nur ungern verlassen wir dieses Paradies, doch viele andere Tage werden kommen, und wir werden zurückkehren und zwar immer und immer wieder.
Hans Fuchs